Bericht von der DRV Wintertagung 2020

Bericht von der Wintertagung 2020 des Deutschen Rollrasen Verbandes (DRV) e. V.

Am 27. und 28. Januar 2020 trafen sich auf Einladung des Vorstandes die Mitglieder des Deutschen Rollrasen Verbandes e. V. zur jährlichen Wintertagung mit Mitgliederversammlung in Fulda. Der Saal im itz-Fulda war so voll wie nie. Knapp 70 Teilnehmer und Referenten füllten den Raum. Mit genau 47 Mitgliedsbetrieben – das Letzte wurde erst unmittelbar vor der Wintertagung offiziell aufgenommen – hat der DRV aktuell so viele Mitglieder wie nie zuvor.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Cord Matthies und den Verbands-referenten Martin Bocksch, erinnerte Ekkehard Fricke vom Fachverband Feldberegnung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Hannover nochmals an den trockenen Sommer 2019. In seinem Vortrag „Einsatz der Beregnung – Notwendigkeit, Wasserrecht, Techniken“ ging der weithin anerkannte Bewässerungsexperte auf alle Aspekte moderner Beregnung ein.

Sein Fazit:
1. Deutschland ist mit durchschnittlich 730 mm Jahresniederschlag ein wasserreiches Land und ein Gunststandort für die Pflanzenproduktion!
2. Der Einsatz der Bewässerung ist bereits heute in einigen Regionen für einen rentablen Ackerbau unverzichtbar. Bewässerungsmaßnahmen sind i.d.R. hoch wirtschaftlich und schaffen Wertschöpfung in der Region!
3. Der Klimawandel wird die Rahmenbedingungen für die Pflanzenproduktion weiter verändern und zu einem Mehrbedarf an Bewässerungswasser führen. Der Anteil der Bewässerungsflächen wird steigen!
4. Maßnahmen zur Effizienzsteigerung in der Bewässerung sind v.a. im technischen und pflanzenbaulichen Bereich möglich. Sie müssen erkannt und umgesetzt werden. 5. Regionale Konkurrenzsituationen um das Wasser müssen durch Einbindung aller Beteiligten frühzeitig erkannt und entschärft werden. Es gibt Möglichkeiten, Engpässen in der Wasserbereitstellung konstruktiv zu begegnen.

Diesen und auch die Vorträge der anderen Referenten, finden DRV-Mitglieder im internen Mitgliederbereich (Intern) unserer Homepage. Zugang erlangt man nur mit dem aktuellen Passwort.

Es folgte Prof. Ralf-Udo Ehlers von E-Nema. Er gehörte zu den Unternehmensgründern und ist heute wissenschaftlicher Kopf des Unternehmens aus Schleswig-Holstein. Die Fa. E-Nema ist zumindest in Deutschland der führende Anbieter von Nematoden zur Bekämpfung tierischer Schädlinge im Gartenbau.

Prof. Ehlers stellte die verschiedenen Käferlarven, die mit Nematoden bekämpft werden können, vor (u. a. Maikäfer, Junikäfer, Gartenlaubkäfer, Purzelkäfer, Dungkäfer). Die Bestimmung der Larven ist nicht einfach. Die Nematoden haben nur ein bestimmtes Zeitfenster in der Entwicklungszeit der Larven, in denen sie die optimale Wirkung entfalten. Die sichere Bestimmung des Schädlings, die Beachtung des Zeitfensters – wie auch der äußeren Bedingungen – sind für eine erfolgreiche Anwendung wichtig. Um sich im Boden gut fortbewegen zu können brauchen alle Nematoden feuchte Bodenverhältnisse.
Neben Engerlingen sind auch Erdraupen sowie die Larven von Haarmücken, Dickmaulrüssler und Tipula anfällig für bestimmte Nematoden.

Dr. Harald Nonn, Fa. Eurogreen und Vorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft. Dr. Nonn beschäftigte sich ebenfalls mit den Auswirkungen des Klimawandels. Sein Ansatz war die Verwendung der Grasarten. Die haben eine unterschiedliche Toleranz von Hitze und Trockenheit bzw. einen weit differierenden Wasserbedarf. Hier stand der Rohrschwingel in seinem Focus.

Rohrschwingel erlebte nach dem ersten Hitze-/Trockensommer 2003 einen Hype. Fehlende Sortenvielfalt, dunkle Sorten und eine mäßige Konkurrenzkraft, führten zu nachlassendem Interesse. Neue Sorten versprechen hier echte Verbesserungen in der nächsten Zeit.

Zum Schluss ging er noch auf den wichtigen Aspekt der Pflege von Rohrschwingel-rasen ein. Der braucht tiefgründigen und gut durchwurzelbaren Boden, um seine tiefe Durchwurzelung ausspielen zu können. Daneben kommt der „Winterpflege“ eine gewichtige Rolle für den dauerhaften Erfolg einer Rohrschwingelnarbe zu. Die Grasart möchte zum Spätherbst / Winterbeginn eine kräftige Stickstoffdüngergabe. Werden diese Aspekte beachtet und die Schnitthöhe nicht zu tief gewählt, liefert die Art auch bei Trockenheit und Hitze unter wenigen Wassergaben schöne, tiefgrüne und belastbare Rasenflächen.

Anschließend stellte Freiherr Knigge – Vorsitzender der europäischen Rollrasen-erzeuger Organisation (ETP) – den Stand der Planungen für den großen ETP-Feldtag am 11. September 2020 in Pattensen vor. Aufgrund der Corona-Pandemie und den weltweiten Konsequenzen wurde der Feldtag auf 2021 verschoben.

Weiterhin unter dem „Leitthema-Trockenheit“ stellte Henning Pfitzner, Mitarbeiter der Hagelgilde – einer der ältesten Hagelversicherer Deutschlands, in einem Kurzbeitrag die „indexbasierte Wetterversicherung – Hagelgilde Plus AQUA FLEX“ vor. Ein Versicherungsangebot sowohl gegen Trockenheit als auch Nässe.

Nach einer lebhaften Fragerunde beschlossen Martin Bocksch und Cord Matthies den ersten Tag mit Dank an die Referenten und die Mitglieder. Die Runde vertagte sich zum „gemütlichen Teil der Veranstaltung“ ins Brauhaus-Wiesenmühle. Es wurde ein fröhlicher, schöner und langer Abend… Man sieht sich einfach viel zu selten!

Um 9.00 Uhr ging es am folgenden Morgen mit der Mitgliederversammlung weiter.

Im Anschluss folgte mit Dr. Klaus Müller-Beck und seinem Vortrag zu den „Ökosystemleistungen von Rasenflächen“ der Höhepunkt unserer diesjährigen Tagung. Dr. Müller-Beck, u. a. Ehrenvorsitzender der Deutschen Rasengesellschaft, spannte nicht nur einen weiten Bogen von positiven Wirkungen über unsere Rasenflächen. Es wurde deutlich, wie tief er in den vergangenen Monaten in das Thema eingetaucht war. Ökosystemleistungen von Rasenflächen sind noch nicht intensiv untersucht. Es ist eine Puzzelei, die weltweit verstreuten Informationen zu suchen, zu finden, einzuordnen und zu bewerten. Von daher kann man das von Dr. Müller-Beck vorgestellte erste Gesamtbild zu diesem Thema, was je in Deutschland vorgetragen wurde, nicht hoch genug bewerten. Der DRV kann es sich anrechnen hier Mitinitiator gewesen zu sein.
Fertigrasenerzeuger können von den Daten heute schon profitieren. Sie müssen dazu allerdings weiter aufbereitet werden und die Recherchen müssen weiter gehen. Dazu wird der Vorstand in naher Zukunft die Weichen stellen.

Es folgten die Mitgliederbeiträge – in diesem Jahr zum Thema Büroorganisation: Auf Basis einer PowerPoint Vorlage stellten vier Kollegen (Ein Familienunternehmen, ein Einzelunternehmer, ein Großunternehmer und eine Unternehmensgruppe mit mehreren Produktions-/ Vertriebsstandorten) ihre organisatorische Aufstellung und Büroabläufe vor. In der sehr unterschiedlichen Struktur der Betriebe konnten sich alle Mitglieder wiederfinden.

Für das Format sprechen die lebhafte Diskussion, die jeder Beitrag unmittelbar auslöste, sowie die praktischen und hilfreichen kleinen Tipps, die jeder preisgibt. Davon können alle profitieren. Das wissen die DRV-Mitglieder zu schätzen, wie aus den Rückmeldebögen auch in diesem Jahr deutlich wurde. Auch 2021 wird es diese Runde wieder geben.

Nach dem Mittagessen galt es „Für die Praxis – Neues zu ….“. Hier ging es u. a. nochmals um die jüngsten Entwicklungen rund um die Düngeverordnung. Zur SVLFG ging es um verschiedene Aspekte der Grundrente, wenn die „Alten“ offizielle Hofbesitzer bleiben.
Zum Pflanzenschutz berichtete Martin Bocksch vom für 2020 und 21 angekündigten Kontrollschwerpunkt „Rasen“ der Pflanzenschutzämter der Länder, der auch die Fertigrasenerzeuger umfasst.

Biologische Düngung von Rasenflächen – ist das in der Fertigrasenerzeugung eine realistische Option? Um diese Frage ging es im Kurzbeitrag von Bernhard Köder von der Fa. Karner Düngesysteme aus Österreich. Er ging auf Düngerlösungen seines Hauses und die Ideen, Philosophien und wissenschaftlichen Zusammenhänge, die dahinter stecken, ein. Auf Nachfrage erläuterte er verschiedene praktische Details einer Umstellung auf das Karner Düngesystems.

Wie oft schon bildete den Abschluss der Wintertagung ein Beitrag, der über den Tellerrand der reinen Rasenerzeugung hinausreicht. In diesem Jahr war es gelungen den in Handel und Industrie vielbeschäftigten „Geruchsforscher und -kreateur“ André Niehues von der Fa. Air Creative aus Köln für einen Vortrag zu gewinnen.

Gerüche machen etwas mit uns – positiv wie negativ. Es ist ein schmaler Grat für positive Beeinflussung durch Gerüche. Zuviel bewirkt oft genau das Gegenteil.

Am Point of Sale (POS) nimmt ein Kunde vieles wahr: Sauberkeit, Raumgeruch, Temperatur, Lärm/Geräusche – jedes Zuviel wird als störend wahrgenommen. Es beeinträchtigt die Kaufentscheidung negativ, weil der Kunde aus der unangenehmen Situation heraus will. Die Luftqualität kann somit das Wohlbefinden und das Kaufverhalten nachhaltig beeinflussen.
Die Wirkungsqualität hat Niehues mit der verglichen, die Farben erzeugen können.

Ziel all der Aktivitäten von Air Creative ist es immer, beim Kunden Vertrauen (zum Geschäft, zum Produkt) zu schaffen.
Auch der interessante Vortrag von Herrn Niehues findet sich auf der Homepage!

Damit schloss die Wintertagung 2021.

Den Bericht könnten Sie sich hier nochmals downloaden: Wintertagung 2020

 


 

Über den Author