Bericht von der DRV Wintertagung

Drei „Jungakademiker“ das Highlight der DRV-Wintertagung 2017

Aktuelle Forschung rund um den Fertigrasen ist selten. Umso bemerkenswerter war, was sich am 24. Januar 2017 in Fulda ereignete: Dort konnten drei junge und frisch gebackene Akademiker ganz aktuelle Versuche und Ergebnisse zur Verarbeitung und dem Anwurzelverhalten von Fertigrasen vorstellen. Früchte ihrer eigenen Arbeiten an drei deutschen Hochschulen. Alle Versuche wurden vom Deutschen Rollrasen Verband (DRV) begleitet, unterstützt und zum Teil durch seinen Verbandsreferenten fachlich betreut. Der praktische Teil der Arbeiten wurde auf Mitgliedsbetrieben des DRV im Jahr 2015 durchgeführt. Im vergangenen Jahr haben alle Drei ihre Arbeiten erfolgreich abgeschlossen.

Drei Jungakademiker v.l. Rafael Müller, Thomas Pleus und Pierre Dahmen

Auf der jährlichen Wintertagung des Deutschen Rollrasen Verbandes stellten Pierre Dahmen – Hochschule Geisenheim University mit dem Partnerbetrieb Büchner Fertigrasen, Alsbach-Hähnlein (Hessische Bergstraße), Rafael Müller – Universität Hohenheim mit dem Partnerbetrieb Rollrasen Müller, Lahr (Baden) und Thomas Pleus – Hochschule Osnabrück mit dem Partnerbetrieb Rasenschule Pottmeyer, Saerbeck (Münsterland) in dieser Reihenfolge ihre Arbeiten den Verbandsmitgliedern vor. Alle drei „Jungakademiker“ lösten auch diese Aufgabe mit Bravour und erhielten die vom DRV ausgelobte Prämie.

Die drei Kurzvorträge – jeweils 20 Minuten plus Diskussion – waren sicher der Höhepunkt der diesjährigen DRV-Wintertagung und wurden mit großem Beifall von den 45 Teilnehmern aus 24 Mitgliedsbetrieben, Referenten und Gästen aufgenommen. Weitere Vorträge befassten sich mit den biologischen und thermischen Möglichkeiten der Bodenbehandlung, dem Pflanzenschutz und der Humusversorgung und -bilanzierung im Gartenbau.

Bodenmüdigkeit kann bei der Fertigrasenerzeugung zu einem Problem werden, dem frühzeitig entgegengesteuert werden sollte. Heike Nitt von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Ellerhoop konnte dazu insbesondere aus der Erfahrung in Baumschulen und vergleichbaren Kulturen einiges beitragen. Besonders interessiert aufgenommen wurden die verschiedenen Verfahren, die sie ausführlich beschrieb.

Wie bei allen Rasenkulturen ist das eingeschränkte Wirkstoffspektrum im Pflanzenschutz auch bei der Fertigrasenerzeugung ein gewichtiges Thema. Während Fungizide aufgrund der meist jungen Rasen nur selten eingesetzt werden müssen, spielt die Konkurrenz von Unkräutern und Ungräsern dafür eine umso bedeutendere Rolle. Daher war es interessant zu hören, was in der Grassamenerzeugung gemacht wird um die Probleme dort zu mindern. Der Vortrag von Markus Berendes von der Deutschen Saatveredelung (DSV), Lippstadt, gab eine ganze Reihe von interessanten Hinweisen und Anregungen.

Zum Abschluss des ersten Tages hatten – wie auf jeder Wintertagung – die Mitglieder das Wort.
Hier erläuterte der stellvertretende DRV Vorsitzende, Albrecht Freiherr Knigge, die Initiative alle Mitglieder des DRV auch zu Mitgliedern der europäischen Fertigrasenerzeuger Organisation „European Turfgrass Producers“ (TPI) zu machen. Im Rahmen der Mitgliederversammlung sollte dazu am nächsten Tag abgestimmt werden.

Aus dem Mitgliederkreis kamen im Anschluss Fragen, beispielsweise zum Umgang mit der aktuell durchgeführten Befragung nach den Lohnsummen in der Fertigrasenerzeugung durch die „Berufsgenossenschaft“, jetzt korrekt der „Sozialversicherung Landwirtschaft Forstwirtschaft, Gartenbau“ (SVLFG), die für die fertigrasenerzeugenden Betriebe zuständig ist.

Eine andere Frage betraf die noch unklaren Auswirkungen der neuen Düngemittelverordnung (DüVO), die vielen Fertigrasenerzeugern derzeit Sorgen bereiten. Zum Thema war für den Folgetag eine ausführlichere Stellungnahme durch das Vorstandsmitglied Cord Matthies vorgesehen.

Der Abend klang bei gutem Essen, Hausbier und interessanten Gesprächen im Brauhaus Wiesenmühle aus.

Mit dem Vortrag am zweiten Tag von Frau Dr. Carmen Feller vom Leibnitz-Institut für Gemüse und Zierpflanzenbau in Großbeeren – Humusversorgung, -bilanzierung und -bedeutung im Gartenbau – sollte bereits die Brücke zu der im kommenden Jahr geplanten Auswertung der verbandseigenen Untersuchung der Humusproduktion und seiner Entzüge bei der Fertigrasenerzeugung geschlagen werden. Frau Dr. Feller gelang es beeindruckend, das Thema klar, kurz, prägnant und verständlich darzulegen. Bei der Komplexität der Materie keine leichte Aufgabe.

Zum Abschluss berichtete Vorstandsmitglied Cord Matthies, Wenzendorf, über laufende DRV Bemühungen zu Klärung der Einordnung von Fertigrasen in die neue Düngemittelverordnung (DüVO). Nach seinem Bericht hängt die Entscheidung von einer großen Runde mit den Bundes- und Ländervertretern ab. Kurzfristig durchgeführte Untersuchungen an extra frisch geernteten Soden über die Höhe der Entzüge der Hauptnährstoffe (N, P, K) brachten sehr gleichmäßige und hohe Entzugswerte. Das lässt hoffen, dass die zu beschließende Einstufung der Fertigrasenerzeugung keine zu gravierenden Auswirkungen auf die Produktion haben wird. Herr Matthies skizzierte drei mögliche Szenarien: Eine Einstufung als normaler Ackerbau – der schlimmste Fall wegen Nährstoffausbringungsverboten im Herbst und Winter -, eine Einstufung als Zierpflanzenbau / Rollrasen wie er in der Agrarförderung auf Initiative des DRV eingestuft wird (womit Fertigrasen aus der DüVO herausfiele) und drittens die Notwendigkeit einer exakten Berechnung der Entzüge und der daraus folgenden Nährstoffzufuhr. Angesichts der hohen Entzüge wäre jedoch nur mit geringen Konsequenzen bzw. Beschränkungen zu rechnen.

Mit diesem vorsichtig optimistischen Ausblick in dieses Jahr – die Entscheidung zur DüVO wird in den nächsten Monaten fallen – ging die DRV Wintertagung 2017 zu Ende. Einen bleibenden Eindruck haben die drei anfangs vorgestellten Jungakademiker auf jeden Fall bei allen Zuhörern hinterlassen. Es ist zu hoffen, dass ein solches Trio nicht zum letzten Mal aktuelle Forschungsergebnisse vortragen konnte.

Martin Bocksch
Verbandsreferent

 

 


 

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